Bio LK – Saller

biolksaller

Schülerartikel

Der Biologie-Leistungskurs II Ja, ja, das war ein Kurs! Es war der Kurs der Superlative! Es war der Kurs der Götter und natürlich auch der Göttinnen. Es war eine Zusammenkunft von sich zurückbildenden Kindern, im Glauben, Männer zu sein, die mit Papierkügelchen und Radiergummistücken die fünf Wesen des anderen Geschlechts bombardierten. Die weibliche Seite hingegen nahm jede Gelegenheit wahr, Sprüche, Kommentare oder ernstgemeinte Antworten der Gegenseite zur eigenen Belustigung zu verwenden. (Zugegeben, wir haben auch gerne Papierkügelchen zurückgeworfen!)

Es war ein Aufklärungskurs, der uns auf unser Leben nach der Schule, draußen in der Wildnis, vorbereiten sollte. Herrn Sallers Ziel war es, uns zu bekehren:

1. Kein Alkohol!
2. Keine Süßigkeiten!
3. Keine Drogen!
4. Kein Sex!

Dabei gab es in unserem Kurs wirklich kein Drogenproblem (“ Boah, ist das groß!!!“). Herr Saller selbst träumt hingegen davon, dereinst im wohlverdienten Ruhestand vor seinem Kamin auf seinem Weingut ( Punkt 1) in der Toskana genußvoll „Edle Tropfen in Nuß“ (siehe Punkt 2) zu verzehren! Finger weg von den Italienerinnen! (siehe Punkt 4).

Seinen Unterrichtsstoff ( sehen wir mal von Mathe und Chemie ab) vermittelte er uns recht gut und eindrucksvoll mittels eines Wusts von Arbeitsblättern ( die 5 DM Kopiergeld haben sich gelohnt!) und interessanten Filmen ( umgerechnet auf zwei Jahre ca 1 Film pro Stunde!). In Sachen mathematischer Berechnungen begnügte sich Herr Saller mit dem Dreisatz und dem Errechnen des eigenen Restalkohols im Blut, damit war das Kapitel abgeschlossen……. , aber warum nur? Nicht etwa, daß Herr Saller oft den Überblick über die Aufgabe verlor!

Doch er hat auch etwas von uns gelernt, z.B. wie man seinen Radiergummi mit einer Schere säubert ( und die Abfälle in Dominiks Locken oder beim anderen Geschlecht, ne, Steffen?!).

Oder wie man die Türen der Bio-Räume ohne Schlüssel öffnet ( wir hoffen, Frau Schaffroth hat sich von diesem Schock wieder erholt!).

Wie es sich für einen Bio-LK gehört, haben wir auch viele interessante Experimente und Versuche durchgeführt. Wir haben z.B. einen tiefen Blick in tiefgefrorene Rinderaugen geworfen ( können wir jedem nur empfehlen!) und nach dem Motto „Liebe auf den ersten Blick“ konnte sich eine gewisse Person, nennen wir sie an dieser Stelle einfach mal Simone, nicht von der Linse des Rindes trennen.

Andere entdeckten für 5 DM ihre Berufung zum oralen Sukkulenten-Tester.

Es war ein Kurs, in dem wir zur Genüge über die Gefahren der Atomenergie, über das Waldsterben ( kein Wunder bei der Anzahl der Arbeitsblätter!) und über Energien, die in einem „Puff“ verlorengehen, informiert wurden.

Diskussionen über alltägliche Probleme waren bei uns genauso an der Tagesordnung. Hier ein kleines Beispiel:

Carola ißt einen Puffreis-Verschnitt auf vegetarischer Basis.
Fabian: “ Hey, Puffreis, gibst du mir auch ein Stück?“
Carola: “ Das ist kein Puffreis. Das ist Kammut mit Hanf!“
F.: “ Hä? Was?“
C.: “ Kammut und Hanf!“
Fabian beißt rein, und nach einiger Zeit nachdenklicher Stille: “ Red’ doch keinen Scheiß, datt is Puffreis!“

Marc P. zeigte hingegen besonderes Interesse an Tierfilmen.

Erzähler:“ …..Robbenmilch enthält 40% Fett, ist ölig und schmeckt nach Fisch…..“ Marc: „Und schmeckt nach Fisch? Wer hat das denn probiert?“

Da sind uns allen außer Carola die Leberwurstbrote von Steffen lieber. Im ganzen können wir sagen: Es war informativ, kreativ, primitiv und einfach unglaublich lustig!!!

Die Fleischtheke: Carola, Judith, Ilona und Friederike

PS: Leider konnten wir für diesen Artikel nicht auf das Logbuch zurückgreifen, das Fabian und Patrick auf dem Tisch des Bio-Raumes angelegt haben. Es mußte auf Druck der Lehrer leider vernichtet werden. Deshalb ist die Beschreibung unseres LKs vielleicht ein bißchen einseitig ausgefallen.

Lehrerartikel

Als Grußwort zwei Gedichte für den Leistungskurs Biologie

Die Schöpfungsgeschichte rückwärts

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Aber nach vielen Millionen von Jahren war der Mensch endlich klug genug.
Er sprach: „Wer redet hier von Gott?“
„Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand….“
Am Morgen des ersten Tages beschloß der Mensch,
frei zu sein und gut, schön und glücklich.
Nicht mehr Ebenbild Gottes, sondern Mensch…
Am zweiten Tag starben die Fische in den Industriegewässern,
die Vögel am Pulver der chemischen Fabriken…
Am dritten Tag verdorrte das Gras auf den Feldern;
denn der Mensch machte das Wetter selbst…
es war nur ein kleiner Fehler in dem Rechner,
der den Regen verteilte…
Am vierten Tag gingen drei von vier Milliarden Menschen zugrunde.
Die einen an Krankheiten, die der Mensch gezüchtet hatte,
die anderen starben an Hunger…
Am fünften Tag drücken die letzten Menschen den roten Knopf;
denn sie fühlten sich bedroht.
Feuer hüllte den Erdball ein, die Berge brannten, die Meere verdampften,
und die Beton-Skelette standen schwarz und rauchten…
Am sechsten Tag ging das Licht aus.
Staub und Asche verhüllten die Sonne,
den Mond und die Sterne.
Am siebten Tag war Ruhe. Endlich.
Die Erde war wüst und leer,
und es war finster über den Rissen und Spalten

 

Die Entwicklung der Menschheit von Erich Kästner ( 1932 )

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
Und die Welt asphaltiert und aufgestockt ,
bis zur dreißigsten Etage.
Da saßen sie nun , den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
Wie seinerzeit auf den Bäumen.
Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen sich die Zähne.
Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
Mit sehr viel Wasserspülung.
Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
Und bleiben zwei Wochen oben.
Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen
und bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

W. Saller