Bio GK – Gettmann

2 ½ Jahre Bio-GK III

Verglichen mit einem Leistungskurs verbringt man mit einem Grundkurs bekanntlich nur die Hälfte der Zeit: Vielleicht Anlass genug, sich über diese Hälfte ein paar Gedanken zu machen?

Waren meine Schüler / innen nur halb so motiviert und interessiert? Natürlich sortiert das System der SII in NRW schon die Muss-Motivierten heraus : die Klausurschreiber, von denen man auf dem Weg bis zur 13. Klasse immer wieder einige verliert. Für mich mit meiner saarländischen und pfälzischen Schulvergangenheit war es ein gewöhnungsbedürftiger Zustand, denn dort schrieben alle. So waren es hier immer mehr als die Hälfte Korrekturen, aber genauso viel Vorbereitung. Erfreulicherweise gab es unter den Nichtschreibern auch äußerst leistungsbereite Schüler / innen. Gerade unter ihnen fand ich die am liebevollsten geführten Hefte, in denen niemals die schriftlichen Hausaufgaben fehlten. Allerdings hielt sich die Begeisterung in Grenzen, wenn es darum ging, den Arbeitseifer in schriftlichen Tests zu zeigen: „Schließlich haben wir ja gerade deshalb die Klausuren abgewählt……!“

Gab es nur halb so viel Eifer?

Wenn die Pünktlichkeit zum Unterrichtsbeginn dafür eine Meßlatte war, stand es bei einigen Leuten nicht allzu gut mit dem Eifer. Nein, daran lag es aber offensichtlich nicht, es gab einfach zu viele Widerwärtigkeiten des Alltages, die dem Eifer entgegenstanden: unzuverlässige Weckgeräte, unpünktliche Busfahrer, verlegte Kontaktlinsen, Gegenwind auf dem Fahrrad, nässende Güsse oder die ersten drei Schneeflocken des Winters u.v.a.m.. Nach stets heftigen Ermahnungen, die erfreulicherweise widerspruchslos hingenommen wurden, konnten diese Hindernisse in eisernen Selbstdisziplinversuchen zumindest zeitweise umgangen werden, zumindest genoss ich beim Öffnen der Tür die nach einer plausiblen Entschuldigung ringenden Gesichter. Wenn es aber um die Mitarbeit ging, gab es weit mehr als die Hälfte eifriger Mitarbeiter/innen, die den Unterricht aktiv mitgestalteten.

Gab es nur die Hälfte der Zuneigung?

Sicherlich festigt die miteinander verbrachte Zeit eine Beziehung, aber auch die halbe Zeit tut das ihre. Ich unterrichte sehr gerne im Bio GK III, denn ich fand dort die „Typen“, bei denen man sich wohl fühlt:

– die stets Freundlichen, Höflichen und Eifrigen

– die Zurückhaltenden, Bescheidenen und trotzdem immer stofflich Paraten

– die mit nervösen Fingern, Schweißperlen auf der Stirn, in ihrer Tasche Kramenden, die dann mit zerknirschtem, agressionshemmendem Lächeln zu verstehen geben, dass das Heft mit den schriftlichen Hausaufgaben zu Hause auf dem Tisch liegt

– den, der nicht erst suchen muss, sondern sofort gesteht

– die oft zum gemeinsamen Schwätzchen aufgelegten Paare

– den, der, wenn er erst einmal bemerkt hat, dass er aufgerufen wurde, sich noch mal die Frage wiederholen ließ, um Zeit zu gewinnen

– die Schülerin, die als Neuzugang sich mit viel Eifer ins Kursgeschehen eingliederte

– den, der nie aus der Ruhe zu bringen, meist interessiert beteiligt, aber mit sich auch nicht unzufrieden war, wenn er phasenweise den Faden verlor

– aber auch die Schülerin, die im Unterricht zurückhaltend, bei Klausuren zeigte, dass sie alles im Griff hatte.

Ihnen allen wünsche ich für Ihre Zukunft, dass Sie Ihrem „Typ“ treu bleiben und damit viel Erfolg haben.

E. Gettmann

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